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18.04.2024
13.03.10

Zwei Päpste gemeinsam selig?

Kategorie:
Nachrichten, Na Kirche im 21. Jahrhundert, Na Röm.-kath. Kirche

von reinhold nöth

Papst Benedikt XVI. will zwei seiner Vorgänger selig sprechen. Er hat jetzt mit der Bestätigung des »heroischen Tugendgrades« von Pius XII. und Johannes Paul II. die Voraussetzung für den Seligsprechungsprozess abgeschlossen.

Vor allem die Ehrung von Pius XII. hat große Verwunderung und jetzt auch Protest von Seiten der Juden hervorgerufen. Noch immer ist die Rolle dieses Papstes im 3. Reich historisch sehr umstritten. Sicher war Pius XII. kein Anhänger Hitlers. Aber hat er sich deutlich genug gegen die Judenverfolgung eingesetzt? Darauf hat jetzt der Generalsekretär des Zentralrates der Juden in Deutschland hingewiesen, indem er die Entscheidung Benedikts als »absolut verfrüht« bezeichnete und der katholischen Kirche vorwarf, sie versuche »eine andere Geschichte zu schreiben«.

Benedikt XVI. sollte seine Provokationen gegen die Juden nicht weiter erhöhen: Erst die Karfreitagsfürbitte für die Bekehrung der Juden, dann die Wiederaufnahme des Holocaustleugners Williamson und jetzt die Seligsprechung Pius XII. Er tut mit diesem Schritt weder sich noch der Kirche einen Gefallen, sondern manövriert das Schiff seiner Kirche weiter ins Abseits.

Auch viele Katholiken fragen sich verwundert: Was heißt »selig« oder »heilig«? Ist das eine postmortale Auszeichnung, vor allem für Päpste und kirchliche Würdenträger? Oder sollte ein Seliger bzw. Heiliger auch ein Vorbild für unser persönliches Verhalten sein? Und da berühren uns Zeichen der Hilfsbereitschaft und Nächstenliebe aus unserem Alltag oft viel stärker, z.B. wenn ein Dominik Brunner sich schützend vor Kinder stellt und totgeprügelt wird oder wenn ein Nachbar seine kranke und behinderte Frau jahrelang fürsorglich pflegt. Das sind die Heiligen des Alltags, die leider von der Kirche oft gar nicht wahrgenommen werden.